Dienstag, 4. September 2007

Gefangene nicht hängen lassen / 200 Abschiebegegner demonstrieren friedlich vor Bürener Haftanstalt

Von Maria Tillmann

Büren. Rund 200 Menschen demonstrierten am gestrigen Sonntag vor der Justizvollzugsanstalt (JVA) gegen die Abschiebehaftanstalt. Mit Transparenten, Trommeln und Trillerpfeifen waren sie an den Stöckerbusch gekommen, um ihre Solidarität mit den über 500 Häftlingen der JVA zu bekunden. Die Polizei war vor Ort und meldete einen friedlichen Verlauf der Demonstration.

"Keine Grenzen. Bleiberecht für alle", "Abschiebung abschaffen" oder "Kriege beenden", stand auf den Transparenten der Abschiebegegner. Schwarz und rot, die Farben des so genannten Anarchosyndikalismus, einer linksorientierten Bewegung, dominierten das Bild der Demonstration.

Die zentrale Botschaft der Versammlung nannte Frank Gockel, der Vorsitzender des Vereins "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft, Büren e.V." , der 2006 für sein Engagement den Aachener Friedenspreis bekam: "Wir wenden uns gegen die menschenverachtende Abschiebepolitik." Gockels Verein hatte vor 13 Jahren, im Gründungsjahr der JVA, die Demonstrationen gegen den so genannten Abschiebeknast ins Leben gerufen.

Zur gestrigen Veranstaltung rief die Paderborner Kampagne "Kein ruhiges Hinterland!" auf. Es kamen Menschen aus ganz Nordrhein-Westfalen und aus den benachbarten Bundesländern. Sie bekundeten vor allem ihre Verbundenheit mit den Insassen der JVA, richteten Grußworte in verschiedenen Sprachen, von englisch über türkisch, persisch und chinesisch an ihre Adresse. Rufe und metallernklingende Klopfgeräusche aus Richtung JVA ließen darauf schließen, dass zumindest der Klang dieser Worte seine Adressaten erreichte.

"Lasst die Gefangenen nicht hinter den Mauern hängen", war nur ein Aufruf, der aus den vier Lautsprechern eines vor der JVA parkenden VW-Bullis erklang. "Seid kreativ und vielfältig", forderte Frank Gockel die Versammelten auf, "die Gedanken des heutigen Tages an die Öffentlichkeit zu tragen, um jene Menschen zu unterstützen, die sich in Abschiebehaft befinden". Einblick in die Befindlichkeit eines Abschiebehäftlings verschaffte der Brief eines nigerianischen Abschiebehäftlings, der die Haftbedingungen in der Bürener JVA anprangerte, gegen die er sich nur mit einem Hungerstreik zu protestieren imstande sah. Von der JVA machten sich die Abschiebegegner zu einer weiteren Kundgebung in der Bürener Innenstadt auf. Auch sie verlief friedlich.

Die Kampagne "Kein ruhiges Hinterland!" wird zum Beispiel von der "Initiative gegen Krieg", der "Büren-Gruppe" und "freies radio paderborn" getragen.

Bildunterschrift: Solidarität am Stöckerbusch: Rund 200 Abschiebegegner waren gestern vor die Tore der Bürener JVA gekommen, um gegen die Abschiebehaftanstalt zu demonstrieren und ihre Verbundenheit mit den Abschiebehäftlingen zu zeigen.

Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 03.09.2007

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